top of page

Alkohol

  • Suchtberater Kuhs
  • 4. Juni 2015
  • 7 Min. Lesezeit

Heute beginnt meiner erster Blog "ZDFH" (Zahlen, Daten, Fakten & Hintergründe) mit dem

Thema ALKOHOL:

Daten und Fakten über Alkohol:

Im Jahr 2013 wurde mit 9,7 Liter reinem Alkohol ebenso viel getrunken wie im Jahr zuvor. Seit 2007 liegt der Pro-Kopf-Konsum knapp unter 10 l reinem Alkohol und unverändert auf sehr hohem Niveau. Im Verbrauch je Einwohner verschiebt sich die Vorliebe der Bundesbürger für Wein (+1,4%) zu Ungunsten von Bier (-0,7%). Dennoch: Gut die Hälfte (52,8%) des Gesamtkonsums, gemessen am Gesamtkonsum von 137,2 Liter Fertigware, wird als Bier konsumiert und rund ein Viertel (23,9%) als Wein. Im globalen Vergleich von insgesamt 190 Staaten ermittelte die WHO für das Jahr 2010 den höchsten Alkoholkonsum in der europäischen Region mit ge-schätzten 10,9 Litern registriertem und unregistriertem Reinalkohol pro Kopf der Bevölkerung ab 15 Jahren. Der weltweite Durchschnitt liegt bei 6,2 Liter Reinal-kohol. Deutschland belegt in dieser Schätzung mit 11,8 Litern Reinalkohol pro Kopf insgesamt Rang 23 aller 190 Länder. Im Vergleich der EU-Staaten (inkl. der Beitrittskandidaten, Norwegen und Schweiz) steht Deutschland mit einem Alkoholkonsum der Bevölkerung ab 15 Jahren mit 12,87 Litern reinem Alkohol nach einigen osteuropäischen Ländern, Portugal, Spanien und Österreich an dreizehnter Stelle. In Deutschland konsumieren ca. 10 Mio. Menschen Alkohol in gesundheitlich riskanter Weise, wenn sie mehr als 12 g (Frauen) bzw. 24 g (Männer) täglich konsumieren. Hochrechnungen zufolge sind insgesamt 3,38 Mio. Erwachsene in Deutschland von einer alkoholbezogenen Störung in den letzten 12 Monaten betroffen (Missbrauch: 1,61 Mio.; Abhängigkeit: 1,77 Mio.) Mit frühzeitigem Alkoholkonsum im Kindes- und Jugendalter und in hohen Men-gen konsumiert, steigt das Risiko für alkoholbezogene Krankheiten und weitere alkoholbezogene Probleme. Aktuelle Studien weisen auf Zusammenhänge hin: - ein früher Beginn des Alkoholkonsums in Kombination mit anderem problemati-schem Verhalten (z. B. strafbare Handlungen, tägliches Rauchen) auf späteren problematischen Alkoholkonsum als Erwachsener; - ein früher Beginn des Rauschkonsums auf problematisches Verhalten (z. B. geringe Schulleistung, illegalen Drogenkonsum) unter Jugendlichen. Für das Jahr 2012 weist die Krankenhausdiagnosestatistik 345.034 Behand-lungsfälle psychische oder verhaltensbezogene Störungen durch Alkohol aus. Dies ist seit 1994 (205.733 Behandlungsfälle) eine Steigerung von 68% in zwölf Jahren. Weiterhin muss von jährlich 26,7 Mrd. Euro volkswirtschaftlicher Kosten infolge alkoholbezogener Krankheiten ausgegangen werden. Allein die durch Alkohol-konsum verursachten Kosten im deutschen Gesundheitswesen werden auf 660 bis 880 Euro pro Quartal und pro gesetzlich Versichertem geschätzt. Dem stehen Einnahmen des Staates aus alkoholbezogenen Steuern von nur 3,22 Mrd. Euro (2013) gegenüber. Im europäischen Vergleich liegt Deutschland mit seinen Steuersätzen bis auf Schaumwein unter dem europäischen Mittelwert: Je Liter reinen Alkohols werden für Branntwein/Spirituosen 13,03 Euro verlangt (EU Mittelwert 17,61 Euro), für 1 Liter Schaumwein 13,60 Euro (EU Mittelwert 6,66 Euro), für Bier 1,97 Euro (EU 7,56 Euro). Für Wein wird keine alkoholbezo-gene Steuer erhoben, der EU Mittelwert liegt bei 6,18 Euro. Über eine halbe Milliarde Euro (543 Mio. Euro) wurde 2013 für die Alkoholwer-bung in TV, Rundfunk, Plakate und Presse ausgegeben, ungeachtet der Ausga-ben für Sponsoring und Werbung im Internet. °°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°° Substanz Alkohol:

Chemisch betrachtet gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Alkohole, doch nur Ethanol (älter: Äthylalkohol) mit der chemischen Formel C2H5OH ist für den Menschen in kleinen Mengen verträglich. Andere Alkohole wie Methanol oder Glycol sind schon in geringen Mengen hochgiftig.

Der Trinkalkohol wird durch Vergärung von Zucker aus verschiedenen Grundstoffen gewonnen. Unter anderem werden Getreide, Früchte und Zuckerrohr zu seiner Herstellung verwendet. Der Alkoholanteil der daraus entstehenden Getränke ist unterschiedlich: Bier enthält je nach Sorte 4-8 Volumenprozent (Vol.-%) und Wein liegt bei 10-13 Vol.-%. Bei hochprozentigen Alkoholsorten wie Wodka oder Whiskey wird der Alkoholgehalt durch Destillation teils deutlich erhöht. Alkoholsorten mit 50 Vol.-% und höher werden hierdurch gewonnen.

Alkohol ist leichter als Wasser. Während ein Volumenprozent Wasser ein Gramm wiegt, bringt die gleiche Menge reinen Alkohols nur 0,8 g auf die Waage. Ein halber Liter Bier mit 5 Vol.-% enthält etwa 20 g reinen Alkohol, ein Glas Wein à 0,1 l und 11 Vol.-% etwa 9 g (Wie berechnet man die Alkoholmenge?).

Geschichte

Der Genuss alkoholischer Getränke hat eine lange Geschichte. Schon vor 6000 Jahren sollen die Sumerer Bier gebraut haben. In altägyptischen Verzeichnissen wurden die Arbeitslöhne in Brot- und Biermengen angegeben. Alkohol diente in vielen Kulturen als Nahrungs-, Genuss- und Rauschmittel. Allerdings gilt es als unwahrscheinlich, dass es bereits zu einer weiten Verbreitung von Abhängigkeiten gekommen ist, da Alkohol nicht zuverlässig verfügbar und haltbar war.

Im Mittelalter änderte sich das. Es wird davon ausgegangen, dass die Araber als erste entdeckten, dass Wein destilliert und der berauschende Stoff konzentriert werden kann. Der Begriff Alkohol soll daher auch auf das arabische Wort „al-kuhl“ zurückgehen, womit „das Feinste von etwas“ bezeichnet wurde. Es gibt allerdings auch Vermutungen, dass in China bereits 1000 Jahre früher hochprozentiger Alkohol hergestellt wurde.

Mit Beginn des industriellen Zeitalters nahm die Verbreitung destillierter alkoholischer Getränke deutlich zu. Die gesundheitlichen Folgen des zunehmenden Alkoholkonsums traten allerdings ebenfalls immer stärker hervor, so dass einige Länder staatliche Maßnahmen zur Eindämmung ergriffen. Die Prohibition in den USA, die zum Verbot von Alkohol in den Jahren 1919 bis 1933 führte, ist wohl das bekannteste Beispiel.

Heute ist Alkohol in Deutschland und den meisten anderen nicht-islamisch geprägten Ländern frei erhältlich, und der Konsum ist fester Bestandteil vieler gesellschaftlicher Anlässe. Gesetzliche Einschränkungen werden in Deutschland lediglich durch das Jugendschutzgesetz geregelt. An Jugendliche unter 16 Jahren darf generell kein alkoholisches Getränk abgegeben werden, außer sie sind in Begleitung personensorgeberechtigter Personen (z. B. den Eltern). Für Spirituosen gilt das Verbot unter 18 Jahren.

Aufnahme und Abbau

Alkohol gelangt überwiegend über die Schleimhäute des Dünndarms in den Blutkreislauf, nur ein kleiner Teil über den Magen. Das Maximum der Blutalkoholkonzentration (BAK) - gemessen in Promille - wird innerhalb von etwa 30 bis 75 Minuten erreicht. Wie viel Alkohol vom Körper resorbiert, also aufgenommen wird hängt von mehreren Faktoren ab. Die Alkoholmenge, die Trinkgeschwindigkeit, das Körpergewicht und das Geschlecht spielen eine Rolle. Frauen haben einen geringeren Körperwasseranteil als Männer, so dass die Blutalkoholkonzentration schneller ansteigt. Das bedeutet, Frauen werden in der Regel schneller betrunken (mehr dazu). Zudem spielt auch die Abbaugeschwindigkeit eine Rolle. Diese beträgt konstant zwischen 0,1 und 0,2 Promille pro Stunde. Bei Alkoholabhängigen wurden teils höhere Abbaugeschwindigkeiten von bis zu 0,35 Promille pro Stunde gefunden.

Für den Abbau von Alkohol im Körper stehen vier Stoffwechselwege zur Verfügung: - über das Enzym Alkoholdehydrogenase (ADH) - über das MEOS (mikrosomales Ethanol oxidierendes System) - über die Katalase - über die Bindung an Glucuronsäure

Die letzten beiden genannten Wege spielen jedoch nur eine untergeordnete Rolle. Der Abbau erfolgt überwiegend - also zu etwa 90-95 Prozent - in der Leber und dort zu 90 Prozent durch ADH und bis zu 10 Prozent durch das MEOS. Etwa 2-5 Prozent des aufgenommenen Alkohols wird nicht verstoffwechselt, sondern direkt über Urin, Atem und Schweiß ausgeschieden.

Der Abbau durch ADH erfolgt in drei Stufen: Im ersten Schritt wird Alkohol durch ADH zu Acetaldehyd umgewandelt, das für den Körper sehr schädlich ist. Im zweiten Schritt wird Acetaldehyd mittels des Enzyms Aldehyddehydrogenase (ALDH) in Essigsäure umgewandelt, die für den Körper weniger problematisch ist. Im letzten Prozess werden durch einen Reihe an Enzymen Essigsäure zu Kohlendioxid und Wasser aufgespalten und schließlich ausgeschieden (mehr dazu).

Der Kater

Kopfschmerzen, Übelkeit, allgemeine Schwäche und Lichtempfindlichkeit zählen zu den typischen Folgen übermäßigen Alkoholkonsums, die landläufig auch als Kater bezeichnet werden (medizinisch: Veisalgie). Warum das so ist, das wurde bisher noch nicht endgültig geklärt. Im Verdacht stehen jedoch weniger der Alkohol selbst als vielmehr seine Abbauprodukte. Ganz oben auf der Liste steht Acetaldehyd. Zwar wird diese Substanz durch das Enzym ALDH weiter aufgespalten, doch die Verstoffwechselung von Alkohol braucht Zeit und lässt sich nicht beschleunigen. Hinzu kommt, dass nicht jeder Mensch im selben Maße über das Enzym ALDH verfügt, weshalb der Kater bei gleicher Alkoholmenge unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann.

Wirkung

Alkohol verteilt sich über die Blutbahn im ganzen Körper und erreicht schon nach Minuten das Gehirn, wo eine ganze Reihe von Transmittersystemen beeinflusst wird. Unter anderem wird Dopamin freigesetzt, ein Neurotransmitter, der für das Belohnungssystem eine wichtige Rolle spielt. Zudem wird - ähnlich wie bei Benzodiazepinen - die hemmende Wirkung des Neurotransmitters GABA verstärkt. Dies hat eine angstlindernde und beruhigende Wirkung zur Folge.

Die erlebte Wirkung von Alkohol hängt dabei in erster Linie von der getrunkenen Menge ab, aber auch von der körperlichen und seelische Verfassung sowie der Gewöhnung. Der Rauschzustand kann daher bei identischer Blutalkoholkonzentration (Promille) durchaus variieren. In geringen Mengen hat Alkohol typischerweise eine enthemmende Wirkung. Die Stimmung verbessert sich und die Kontaktfreudigkeit nimmt meist zu. Größere Mengen Alkohol führen jedoch zu massiven Wahrnehmungs- und Aufmerksamkeitsstörungen. Die Koordinationsfähigkeit und Sprache werden zunehmend beeinträchtigt. Schließlich stellen sich Müdigkeit und Benommenheit ein, die bei hohen Mengen Alkohol in Bewusstlosigkeit mündet.

Akute Risiken

Akute Risiken ergeben sich in erster Linie bei höheren Trinkmengen. Ab etwa 1 Promille spricht man vom Rauschstadium. Das räumliche Sehen und die Orientierung verschlechtern sich, die Reaktionsfähigkeit wird erheblich gestört. Fatalerweise steigt die Risikobereitschaft, während das Urteilsvermögen herabgesetzt wird. Dadurch kommt es im Alkoholrausch häufig zu Unfällen, oft durch leichtsinniges Verhalten. Besonders im Straßenverkehr hat Alkoholkonsum meist schwerwiegende, vergleichsweise häufig auch tödliche Unfälle zur Folge.

Aufgrund der enthemmenden Wirkung neigen manche Menschen unter dem Einfluss von Alkohol auch häufiger zu aggressivem Verhalten und Gewalt. Alkoholisierte Personen sind jedoch nicht nur Täter, sondern auch Opfer von Gewalt.

Die Neigung zu leichtsinnigen Verhaltensweisen kann auch dazu führen, dass es zum Sex kommt, der hinterher womöglich bereut wird. Zudem wird beim Sex unter Alkoholeinfluss häufig die Verhütung vergessen. Ungewollte Schwangerschaften und die Ansteckung mit sexuell übertragbaren Krankheiten können die Folge sein.

Besonders extreme Formen des Rauschtrinkens werden umgangssprachlich auch als „Komasaufen“ bezeichnet, womit eine mögliche Folge des exzessiven Alkoholmissbrauchs bereits genannt ist. Denn ab etwa 3 Promille droht Bewusstlosigkeit. Der Körper unterkühlt sehr schnell, Schutzreflexe werden ausgeschaltet. Schließlich kann sich ein lebensgefährlicher Atemstillstand einstellen, wenn nicht umgehend Notfallmaßnahmen eingeleitet werden. In diesem Zusammenhang ist es besonders bei so genannten „Trinkspielen“, bei denen um die Wette getrunken wird, schon zu Todesfällen gekommen.

Langzeitfolgen

Alkohol verteilt sich durch die Blutbahn im ganzen Körper. Länger andauernder Alkoholmissbrauch kann daher beinahe alle Organe schädigen (mehr dazu). Vor allem die zerstörerische Wirkung auf das Gehirn ist hier zu nennen. Neben verschlechterten Konzentrations- und Gedächtnisleistungen kommt es auch zu Persönlichkeitsveränderungen. Im fortgeschrittenen Stadium werden sowohl das zentrale als auch das periphere Nervensystem erheblich beschädigt. Am Ende der intellektuellen Degeneration steht das Korsakow-Syndrom, eine Demenzerkrankung, bei der Betroffene sich keine neuen Informationen mehr merken können.

Eine typische Folge chronischen Alkoholkonsum sind Veränderungen der Leber, die beim Abbau von Alkohol die Hauptlast zu tragen hat. Zunächst schwillt die Leber durch Fetteinlagerungen an, eine Alkoholfettleber entsteht. Daraus kann sich eine Leberfibrose entwickeln, die durch Einlagerung von Bindegewebe gekennzeichnet ist. Bei fortgesetztem Alkoholkonsum ist die Leberfibrose meist ein Übergangsstadium zur Leberzirrhose. Dabei werden Leberzellen zu funktionsunfähigem Stützgewebe umgebaut, womit die Leber aber auch einen Teil ihrer Fähigkeit, das Blut zu reinigen, verliert. In den westlichen Industrienationen ist Alkohol für rund die Hälfte aller Zirrhosen verantwortlich. Bei langjährigem Alkoholismus ist die Leberzirrhose die häufigste Todesursache.

Erschwerend kann bei allen Formen von Lebererkrankungen eine Alkoholhepatitis hinzukommen. Das ist eine durch Alkohol hervorgerufene Entzündung der Leber. Langjähriger Alkoholmissbrauch gilt zudem als ein Risikofaktor für Leberkrebs und anderer Krebserkrankungen, worunter vor allem Mund-, Rachen- und Speiseröhrenkrebs sowie Brustkrebs bei Frauen zu nennen sind.

Quellen: DHS: Jahrbuch der Sucht 2015, drugcom.de

Aktuelle Beiträge
Kürzliche Posts
Archief
Suchbegriffe
Folgen Sie meiner Arbeit, um immer auf den neusten Stand zu sein, was die Suchtentwicklung in Deutschland betrifft.
  • Facebook Basic Square
  • Twitter Basic Square

© 2023 by Name of Site. Proudly created with Wix.com

  • Facebook App Icon
  • Twitter App Icon
  • Google+ App Icon
bottom of page